Stilleben

Karl Schmidt-Rottluff

Stilleben

1938
Aquarell auf strukturiertem Velin
57,5 x 78,6 cm


Typisches Stilleben aus den späten 1930er Jahren, in denen Schmidt-Rottluff Bilder diese Gattung in höchster Perfektion ausführt. Vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen dieser Zeit erscheint unser „Stilleben“ nahezu anachronistisch. Wie auf einer Bühne präsentiert uns der Künstler im vorliegenden Blatt seine Fundstücke. Auf einer nach vorn und zusätzlich leicht nach links gekippten Ebene, liegen Orangen oder Pfirsiche, Gurken und eine Schale mit Tomaten nebeneinander verteilt; als wolle uns Schmidt-Rottluff die Objekte ganz besonders ans Herz legen. Seine ganze Lebensempfindung konzentriert er auf diese so simplen, elementaren Dinge. Sowohl die Reduktion der Formensprache als auch das Bildformat erzeugen eine Monumentalität, die wie ein Aufschrei des Künstlers gegen die von den Nationalsozialisten gegen ihn verhängten Sanktionen erscheinen.

Über Karl Schmidt-Rottluff

Geboren: 1884 in Rottluff b. Chemnitz
Gestorben: 1976 in Berlin

Karl Schmidt-Rottluff wird am 1.12.1884 in Rottluff als Sohn eines Mühlenwerkführers und dessen Frau geboren.
Nach dem Examen entscheidet sich der junge Abiturient, der schon während der Schulzeit zeichnet, zum Studium der Architektur. In Dresden lernt er Erich Heckel, Fritz Bleyl und Ernst Ludwig Kirchner kennen, mit denen er die Künstlervereinigung „Brücke“ ins Leben ruft. Schmidt-Rottluff will endgültig eine Künstlerlaufbahn einschlagen, im selben Jahr lernt er den Künstler Emil Nolde kennen, der ihn auf die Insel Alsen einläd, wo Karl Schmidt-Rottluff seine ersten Bilder malt. In dieser Umgebung findet er auch zu seinem stark vereinfachenden Stil, der sich vor allem auch in den Holzschnitten zeigt.
1909 erscheint die erst Graphikmappe der „Brücke“, die ihm allein gewidmet ist. 1911 verläßt er Dresden, lebt zuerst in Norwegen und dann in Berlin, wo er bis 1933 wohnt. Am 27. Mai 1913 löst sich die „Brücke“ auf. 1915 wird er zum Kriegsdienst eingezogen und kann glücklicherweise im November 1918 nach Berlin zurückkehren.
Durch zahlreiche Verkäufe an Museen und private Sammler verbessert sich seine finanzielle Lage, so daß er Auslandsreisen unternehmen kann.
Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erreicht die Diffamierung durch die Nationalsozialisten 1937 ihren Höhepunkt. Schmidt-Rottluffs Werke werden in der Ausstellung „Entartete Kunst“ ausgestellt, 1941 erhält er das Malverbot.
1946 nimmt Karl Schmidt-Rottluff alte Kontakte zu Freunden auf und beginnt größere Bilderreihen anzufertigen. Am ersten Oktober 1947 beginnt er seine Lehrtätigkeit als Professor an der Berliner Hochschule für bildende Künste. Dort arbeitet er bis zur Emeritierung 1954. 1975, ein Jahr vor seinem Tod, wird er zum Pflegefall. Er stirbt am 10. August 1976 in Berlin.