Über August Macke
Geboren: 1887 in Meschede
Gestorben: 1914 in Perthes-lès-Hurlus
Am 3. Januar 1887 im niederländischen Meschede geboren, wächst August Macke in Bonn und Köln auf. Mit 17 Jahren beginnt er sein Studium an der Kunstakademie und der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. 1907 reist Macke nach Paris, wo er die Malerei der Impressionisten sieht, die ihn fasziniert und beeinflusst. Zurück im Kaiserreich geht er nach Berlin und besucht für kurze Zeit die Malschule von Lovis Corinth. Nachdem er 1908 für ein Jahr als Freiwilliger Militärdienst geleistet hat, heiratet der Künstler Elisabeth Gerhardt. 1909 begegnet er in Tegernsee Franz Marc, mit dem ihn eine lebenslange Künstlerfreundschaft verbinden wird. Mit ihren farbintensiven, flächigen Formen zeigen Mackes Arbeiten aus dieser Zeit deutlich den Einfluß der Malerei von Matisse und Marc. 1911 schließt sich Macke Kandinsky und Marc an, die im selben Jahr unter der Bezeichnung "Der Blaue Reiter" Ausstellungen organisieren und den gleichnamigen Almanch herausgeben. Auf einer weiteren Parisreise mit Marc lernt er Robert Delaunay kennen, der ihn seinerseits später in Bonn in Begleitung von Guillaume Apollinaire besucht. Der Künstler setzt sich mit dessen orphistischer Malweise auseinander. Auch die Tunisreise mit Paul Klee und Louis Moilliet 1914 trägt dazu bei, dass sein ganz persönlicher Stil mit leuchtender, intensiver Farbigkeit und kristalliner Formgebung zur Vollendung kommt. Am 26. September 1914 fällt Macke an der Westfront in Frankreich mit 27 Jahren.
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August Macke
Bacchus unter einem Baum
1912
Öl auf Holz
13,2 x 16,1 cm
Im Jahr 1912 in Bonn malt Macke viele Gemälde aus Versatzstücken und Motiven, die er in den Jahren zuvor sammelt und nun in Märchen-, Orient,- oder Traumlandschaften miteinander kombiniert und zusammenfügt. Zu diesen fiktiven Bildkompositionen gehört auch unser „Bacchus“, der vor allem malerische und farbliche Qualitäten zeigt, Mackes Wunsch nach der „lebendigen Farbe“, nach Rhythmik und Dynamik im Bild. Dargestellt ist die Täuschung Amors durch Silen – frei nachempfunden nach Wilhelm Buschs Geschichte „Silen“ (aus: Die Haarbeutel“, 1878). Von diesem Motiv fertigt Macke im Skizzenbuch Nr. 35 (benutzt im Sommer/Herbst 1910 in Tegernsee) weitere Zeichnungen an.
August Macke
Frauen vor dem Sultan
1912
Tusche, Kohle und Bleistift auf Velin
12 x 20 cm
August Macke interessiert sich wie viele europäische Künstler seiner Zeit für die arabisch-islamische Kultur – der Orient wird zur Projektionsfläche seiner Vorstellungen vom Paradies. Ab 1912 treten orientalische Themen vermehrt in seiner Malerei und z.B. auch in seinen Entwürfen für Textilarbeiten auf. Wie unser Beispiel zeigt, ist Macke geneigt, Liebespaare, orientalisch anmutende Akte oder badende Mädchen als Sujet zu wählen. Die Komposition entführt den Betrachter in eine vergangene, phantastische Welt: drei Akte, der Sultan und eine Art Beobachter am unteren Rand sind umgeben von einem Gewebe aus Formen und Flächen. Die Perspektive und gegenständliche Begrenzungen sind aufgehoben, alles ist der Form untergeordnet, so daß nur vereinzelt visuelle Assoziationen zur Natur möglich sind. Und so muß die Auflösung des rätselhaften Tuns der Figuren offen bleiben. Vielmehr ziehen formale Aspekte den Betrachter in den Bann, denn verschiedene Einflüsse, die auf Macke bis 1912 einwirken, werden hier dokumentiert: die Errungenschaften des Kubismus, des Futurismus und nicht zuletzt des „Orphismus“ Robert Delaunays – dessen Person und Kunst Macke eine Offenbarung sind. Er verarbeitet sie auf eine synthetische Art, die am Ende zu einer eigenen Sprache und zurück zu seinem künstlerischen Credo führt: „Das Kunstwerk ist ein Gleichnis der Natur, kein Abbild“.
August Macke
Baum am Hang
1909/1910
Kohle auf glattem elfenbeinfarbenen Velin
11,3 x 8,4 cm
August Macke ist ein großartiger Zeichner. Wo immer er geht und steht, zeichnet er. Die sichtbare Welt ist für ihn in ihrer ganzen Vielfalt ein unerschöpfliches „Wörterbuch“, das zu erforschen er nicht müde wird. Wenngleich der Künstler seine Motive nicht selten eingehend vor dem Original studiert, geht es ihm in seinen Zeichnungen nur vordergründig um Naturbeobachtung. Er fängt das Gesehene ein und verleiht Figuren, Bäumen, Häusern und Straßen durch seinen Bleistift, die Kohle oder Feder einen ordnenden Rhythmus, der alles organisch verbindet.
Darin mag ein besonderer Reiz seiner Arbeiten liegen, daß es Bilder einer uns bekannten Welt sind, die dem Betrachter akzentuiert vor Augen halten, welche Schönheiten sie bereithält. Glück und innere Ergriffenheit sind die Triebfedern seines Schaffens, beides findet sich gleichermaßen in seinen Bildern. In der Landschaft eingebettete Spaziergänger oder Menschen sind von jeher ein zentrales Sujet August Mackes. Auch in unserer Kohlezeichnung „Baum am Hang“ widmet er sich dieser Thematik, wobei die in den Ästen sitzende, lesende Figur gar nicht auf den ersten Blick erkennbar ist.
Laut Heiderich ist die Zeichnung 1910 im Herbst in Tegernsee entstanden und nicht wie von Elisabeth datiert, schon 1909. Mackes einjähriger Ausflug nach Bayern wird eine ungeheuer produktive Zeit werden. Sein unverwechselbarer Beitrag zur Kunst der Moderne gewinnt hier Form und Charakter und rund 200 Gemälde entstehen, u.a. auch das „Staudacherhaus am Tegernsee“ (1910), ein von Wiesen und Hügeln umgebenes Bauernhaus, wo ein Baum in der Mitte des Bildes ebenfalls eine zentrale Rolle spielt. Macke und seine Frau Elisabeth genießen die Abgeschiedenheit, die unverfälschten Blicke und zahllosen Motive, die der See und die Landschaft vermitteln. Mackes Streben „tagtäglich neues Glück“ zu erleben, spiegelt unsere schöne Zeichnung eindrücklich wider. Sie strahlt jene Daseinsfreude Mackes aus, ist mit Hingabe und einer sich auf das Wesentliche reduzierenden Darstellungsweise gezeichnet. Voller Verve und leicht abstrahiert, stehen der Baum und die Figur als Kontrapunkt inmitten der friedvollen Umgebung vermutlich als Symbole für das Leben, die Vollkommenheit und Kraft der Natur.
August Macke
Garten der Taubstummenanstalt (Paris)
1909
Kohle und Bleistift, gewischt, auf Velin (am linken Rand unregelmäßig gerissen)
18,2 x 14,9 cm
Wie sehr sich Macke auf seine scharfe Beobachtungsgabe verläßt, zeigt sich auch in der Zeichnung „Garten der Taubstummenanstalt“. Mit verschiedensten dynamischen Schraffuren, Strichlagen und Linien in Kohle und Bleistift, läßt Macke uns an einer idyllischen Szenerie teilhaben, die er selbst bei seinem Aufenthalt in Paris 1909 aus dem Fenster seiner Pension gesehen, und die Elisabeth in ihren Erinnerungen wie folgt festgehalten hat: „Unser Zimmer ging nach hinten hinaus mit Blick auf einen großen Garten, in dem immer eine Menge Leute arbeiteten, pflanzten, jäteten, harkten und gossen. Es fiel uns auf, daß alles so lautlos und still zuging, bis wir eines Tages erfuhren, daß es der Nutzgarten einer Taubstummenanstalt war“.
Es handelt sich bei Mackes Motiv um das Nationale Institut für Gehörlosigkeit bei Kindern in Paris, die erste Schule der Welt, die sich dem Unterricht junger gehörloser Menschen widmet (es befindet sich als solches noch heute in der Rue Saint-Jacques Nr. 254 im 5. Arrondissement).
Mit großer Leichtigkeit und Hingabe widmet Macke sich diesem Sujet. Sogar ein typisches Element der Macke’schen Zeichnung, eine männliche Rückenfigur mit Hut, findet sich in dieser gelungenen Komposition, die einmal mehr seine unbändige Schaffensfreude, die zeichnerische Virtuosität und das von ihm in den Bildern erstrebte harmonische Miteinander von Mensch und Natur zum Ausdruck bringt.
August Macke
Mädchen im Wald, verso: Mädchen am Brunnen
1914
Tuschfeder auf Velin (aus einem Skizzenbuch)
9,3 x 14,2 cm
Ein Sujet, dem sich Macke – wie auch andere Künstler seiner Generation – immer wieder widmet, sind Badende und Akte in der freien Natur. Die „Freude an den kraftvollen Formen eines jungen Körpers“ findet bereits früh Eingang in die künstlerische Entwicklung Mackes – so stammen die allerersten Aktskizzen aus seiner Gymnasialzeit. Und auch während seiner Ausbildung in Düsseldorf und später als Schüler von Lovis Corinth in Berlin hat Macke mit regem Interesse Aktkurse besucht. Dabei vervollkommnet er seine Fähigkeiten immer mehr und versteht es seine Modelle mit schnellem Strich in ihrer ganzen Anmut darzustellen. Auch unser Blatt „Mädchen im Wald“ ist ein Beweis dafür: Zwei stehende und zwei liegende weibliche Akte hält der Künstler zwischen Bäumen und Blattwerk fest. Das Augenmerk liegt weniger auf der Betonung individueller Züge als vielmehr in der Einheit von Mensch und Natur, die auch auf formaler Ebene betont wird. So findet sich auf den Akten die gleiche modellierende Straffur wieder, mit der Macke die sie umgebende Vegetation festhält.
August Macke
Schmetterlinge VIII (Plakatentwurf zur Ausstellung Bonner Künstler)
1911
Gouache und Tuschfeder auf gelbem Glanzpapier, mit collagiertem blauen Glanzpapier
24,2 x 14,1 cm
Überall findet Macke, der Zeichner, Schönes und Interessantes, vor allem in der Natur. Die sichtbare Welt ist für ihn in ihrer ganzen Vielfalt ein unerschöpfliches „Wörterbuch“, das zu erforschen er nicht müde wird. Wenngleich er seine Motive nicht selten eingehend vor dem Original studiert, geht es ihm in seinen Zeichnungen nur vordergründig um Naturbeobachtung. Er fängt das Gesehene ein, reduziert es auf die wesentliche Form und verleiht damit wie in unserem Beispiel zwei Schmetterlingen und einem Blumenarrangement eine wunderbare Note. Die ornamentale Wiedergabe und der harmonische Klang leuchtender Farbtöne in Blau und Rot stehen sinnbildlich für seinen Traum von einer vollendeten Einheit zwischen Mensch und Natur.
Unsere schöne Arbeit ist eine Besonderheit, nämlich eine von neun Collagen auf Glanzpapier. Diese sind Teil der insgesamt etwa 44 Plakatentwürfe, darunter farbige Zeichnungen und Studien in den Skizzenbüchern. Diese graphischen Entwürfe, die Macke u.a. "Schmetterlinge" nennt, sind für ein Plakatwettbewerb gedacht für die "Ausstellung Bonner Künstler" im Obernier-Museum in Bonn im Frühjahr 1911.
Das anfangs aus einer Privatstiftung hervorgegangene und 1905 eröffnete Museum Obernier ist damals ein Treffpunkt der Bonner Intellektuellen- und Künstlerszene und in der Zeit der einzige Ort für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Bonn. Der Bonner Verleger Walter Cohen (1880–1942), der im Verwaltungsrat des Museums Obernier sitzt, schlägt Macke für diesen Plakatwettbewerb des Museums vor; letztlich werden seine sechs eingereichten Entwürfe aber nicht von der Jury angenommen und daher möchte der Künster auch nicht, daß diese ausgestellt werden (siehe Mackes Postkarte von 1911).
Über August Macke
Geboren: 1887 in Meschede
Gestorben: 1914 in Perthes-lès-Hurlus
Am 3. Januar 1887 im niederländischen Meschede geboren, wächst August Macke in Bonn und Köln auf. Mit 17 Jahren beginnt er sein Studium an der Kunstakademie und der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. 1907 reist Macke nach Paris, wo er die Malerei der Impressionisten sieht, die ihn fasziniert und beeinflusst. Zurück im Kaiserreich geht er nach Berlin und besucht für kurze Zeit die Malschule von Lovis Corinth. Nachdem er 1908 für ein Jahr als Freiwilliger Militärdienst geleistet hat, heiratet der Künstler Elisabeth Gerhardt. 1909 begegnet er in Tegernsee Franz Marc, mit dem ihn eine lebenslange Künstlerfreundschaft verbinden wird. Mit ihren farbintensiven, flächigen Formen zeigen Mackes Arbeiten aus dieser Zeit deutlich den Einfluß der Malerei von Matisse und Marc. 1911 schließt sich Macke Kandinsky und Marc an, die im selben Jahr unter der Bezeichnung "Der Blaue Reiter" Ausstellungen organisieren und den gleichnamigen Almanch herausgeben. Auf einer weiteren Parisreise mit Marc lernt er Robert Delaunay kennen, der ihn seinerseits später in Bonn in Begleitung von Guillaume Apollinaire besucht. Der Künstler setzt sich mit dessen orphistischer Malweise auseinander. Auch die Tunisreise mit Paul Klee und Louis Moilliet 1914 trägt dazu bei, dass sein ganz persönlicher Stil mit leuchtender, intensiver Farbigkeit und kristalliner Formgebung zur Vollendung kommt. Am 26. September 1914 fällt Macke an der Westfront in Frankreich mit 27 Jahren.