Mädchen im Wald, verso: Mädchen am Brunnen
Großer Akt auf rotem Tuch
Frauen vor dem Sultan

August Macke

Mädchen im Wald, verso: Mädchen am Brunnen

1914
Tuschfeder auf Velin (aus einem Skizzenbuch)
9,3 x 14,2 cm


Ein Sujet, dem sich Macke – wie auch andere Künstler seiner Generation – immer wieder widmet, sind Badende und Akte in der freien Natur. Die „Freude an den kraftvollen Formen eines jungen Körpers“ findet bereits früh Eingang in die künstlerische Entwicklung Mackes – so stammen die allerersten Aktskizzen aus seiner Gymnasialzeit. Und auch während seiner Ausbildung in Düsseldorf und später als Schüler von Lovis Corinth in Berlin hat Macke mit regem Interesse Aktkurse besucht. Dabei vervollkommnet er seine Fähigkeiten immer mehr und versteht es seine Modelle mit schnellem Strich in ihrer ganzen Anmut darzustellen. Auch unser Blatt „Mädchen im Wald“ ist ein Beweis dafür: Zwei stehende und zwei liegende weibliche Akte hält der Künstler zwischen Bäumen und Blattwerk fest. Das Augenmerk liegt weniger auf der Betonung individueller Züge als vielmehr in der Einheit von Mensch und Natur, die auch auf formaler Ebene betont wird. So findet sich auf den Akten die gleiche modellierende Straffur wieder, mit der Macke die sie umgebende Vegetation festhält.

August Macke

Großer Akt auf rotem Tuch

1912
Öl und Gouache auf Velin
62,7 x 49,5 cm


In diesem großformatigen Aktbild, das eine imposante Ausstellungsgeschichte mitbringt – es ist in vielen namhaften deutschen und niederländischen Museen schon seit den 1920er Jahren und zuletzt 1957 in Bielefeld zu sehen –, zeigt sich Mackes großes Interesse an der Aktzeichnung, bei der er bereits während des Studiums zu einer freien und modernen Auffassung jenseits des Akademischen gelangt. Neben Cézanne und Matisse ist vor allem die Kunst Maillols und dessen Figurenideal sowie ästhetische Formgebung prägend für Macke.

Der Körper des Aktes, in einem unbestimmten Raum „schwebend“, ist plastisch vereinfacht dargestellt. Die Aussagekraft konzentriert sich vor allem auf die changierenden, sich in Teilen überlagernden Gouachetöne, das kräftige Rot und Blau, in Öl gemalt, sowie ein dezentes Braun-Grün, das die Figur stellenweise wie ein Nimbus umfängt. Wie ein Künstler „die Rots in einem Bild überwiegen läßt, wie er die Blaus dazu vertieft, wie er eben diese ganze Spannung organisiert, ist eben höchste Mathematik, die unmöglich durch Worte ausgedrückt werden kann“, schreibt Macke über seine Kunst.

Bei der Dargestellten handelt es sich höchstwahrscheinlich um seine über alles geliebte Ehefrau Elisabeth, die Inkarnation eines für ihn göttlichen Wesens, die er in über 200 Arbeiten festhält.
Die Intensität dieser Liebe kommt hier berührend zum Ausdruck, denn die Dargestellte wird uns in einem intimen Moment ganz "nahbar" in ihrer Anmut und Schönheit sowie ihrer stillen Aura der Versunkenheit präsentiert.

August Macke

Frauen vor dem Sultan

1912
Tusche, Kohle und Bleistift auf Velin
12 x 20 cm


August Macke interessiert sich wie viele europäische Künstler seiner Zeit für die arabisch-islamische Kultur – der Orient wird zur Projektionsfläche seiner Vorstellungen vom Paradies. Ab 1912 treten orientalische Themen vermehrt in seiner Malerei und z.B. auch in seinen Entwürfen für Textilarbeiten auf. Wie unser Beispiel zeigt, ist Macke geneigt, Liebespaare, orientalisch anmutende Akte oder badende Mädchen als Sujet zu wählen. Die Komposition entführt den Betrachter in eine vergangene, phantastische Welt: drei Akte, der Sultan und eine Art Beobachter am unteren Rand sind umgeben von einem Gewebe aus Formen und Flächen. Die Perspektive und gegenständliche Begrenzungen sind aufgehoben, alles ist der Form untergeordnet, so daß nur vereinzelt visuelle Assoziationen zur Natur möglich sind. Und so muß die Auflösung des rätselhaften Tuns der Figuren offen bleiben. Vielmehr ziehen formale Aspekte den Betrachter in den Bann, denn verschiedene Einflüsse, die auf Macke bis 1912 einwirken, werden hier dokumentiert: die Errungenschaften des Kubismus, des Futurismus und nicht zuletzt des „Orphismus“ Robert Delaunays – dessen Person und Kunst Macke eine Offenbarung sind. Er verarbeitet sie auf eine synthetische Art, die am Ende zu einer eigenen Sprache und zurück zu seinem künstlerischen Credo führt: „Das Kunstwerk ist ein Gleichnis der Natur, kein Abbild“.

Über August Macke

Geboren: 1887 in Meschede
Gestorben: 1914 in Perthes-lès-Hurlus

Am 3. Januar 1887 im niederländischen Meschede geboren, wächst August Macke in Bonn und Köln auf. Mit 17 Jahren beginnt er sein Studium an der Kunstakademie und der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. 1907 reist Macke nach Paris, wo er die Malerei der Impressionisten sieht, die ihn fasziniert und beeinflusst. Zurück im Kaiserreich geht er nach Berlin und besucht für kurze Zeit die Malschule von Lovis Corinth. Nachdem er 1908 für ein Jahr als Freiwilliger Militärdienst geleistet hat, heiratet der Künstler Elisabeth Gerhardt. 1909 begegnet er in Tegernsee Franz Marc, mit dem ihn eine lebenslange Künstlerfreundschaft verbinden wird. Mit ihren farbintensiven, flächigen Formen zeigen Mackes Arbeiten aus dieser Zeit deutlich den Einfluß der Malerei von Matisse und Marc. 1911 schließt sich Macke Kandinsky und Marc an, die im selben Jahr unter der Bezeichnung "Der Blaue Reiter" Ausstellungen organisieren und den gleichnamigen Almanch herausgeben. Auf einer weiteren Parisreise mit Marc lernt er Robert Delaunay kennen, der ihn seinerseits später in Bonn in Begleitung von Guillaume Apollinaire besucht. Der Künstler setzt sich mit dessen orphistischer Malweise auseinander. Auch die Tunisreise mit Paul Klee und Louis Moilliet 1914 trägt dazu bei, dass sein ganz persönlicher Stil mit leuchtender, intensiver Farbigkeit und kristalliner Formgebung zur Vollendung kommt. Am 26. September 1914 fällt Macke an der Westfront in Frankreich mit 27 Jahren.