Eduard Bargheer
Scirocco
1967
Aquarell auf weichem Bütten (mit Wasserzeichen)
21,5 x 31,5 cm
Eduard Bargheers Motiv ist ein südlicher Garten auf Ischia, dessen Pflanzen und Bäume bei abendicher Stimmung den heißen Sahara-Winden des "Scirocco" ausgesetzt sind. Die Formen unseres Aquarells scheinen sich in ihrer Leichtigkeit und Transparenz aus Licht und Schatten zu gestalten: Die zarten Farbfelder gehen hier vorsichtige Verbindungen ein, sind dort von ausgesparten Papierflächen und -stegen luftig durchbrochen. Die Gartenlandschaft wird in einem abstrahierten Formengewebe auf das Papier gebannt, wobei Bargheer wie kaum ein anderer Künstler dieser Zeit das Medium Aquarell zu nutzen weiß, um Formen in ihrer Leichtigkeit und Transparenz zu gestalten.
Eduard Bargheer
Fischer mit Netzen
1965
Aquarell auf Velin
33,5 x 45 cm
Bargheer wächst in der Umgebung von Marsch und Elbe auf. So erlebt er intensiv die Arbeit und Gesellschaft der Fischer seines Heimatortes Finkenwerder bei Hamburg.
Daher ist es nicht vewunderlich, daß Bargheer das Motiv des Angelns und Fischens immer wieder aufgreift, sei es in Gemälden, Aquarellen oder Graphiken.
Unsere Papierarbeit ist vermutlich eine Vorlage für die im gleichen Jahr gestaltete Lithographie "Fischer mit Netzen" (WVZ Rosenbach, Nr. 217).
In unserem Bild vertieft Bargheer sich in die Wiedergabe von drei Fischern, die noch in ihren Booten sitzend, ihre Netze betrachten und ordnen. Wie kaum ein anderer Künstler weiß er das Medium Aquarell zu nutzen, um Formen in ihrer Leichtigkeit und Transparenz auf das Blatt zu bannen. Alles ist in eine monochrome, violett und rosa bis bräunlich schimmernde Farbigkeit getaucht – am Rand der Netze blitzen rote Tupfer als dynamische Akzente hervor.
Unser Werk beweist einmal mehr, daß Eduard Bargheer einer der großen Aquarellisten seiner Zeit ist. Er bleibt dem Gegenstand trotz neu aufkeimender Kunstströmungen der Nachkriegszeit konsequent treu und schafft so künstlerisch einen einzigartigen, immer wieder faszinierenden Kontrapukt zum mainstream.
Eduard Bargheer
Forio I
1959
Aquarell auf weichem Bütten (mit Wasserzeichen)
22,5 x 32,5 cm
Bargheer, fast fünfzigjährig, findet um 1950 seinen reifen Stil. In diesen Jahren werden seine Werke zunehmend abstrakter, wie unser Bild zeigt. Das Aquarell “Forio I" scheint in seiner Leichtigkeit und Transparenz die Formen aus Licht zu gestalten: die zarten Farbfelder gehen hier vorsichtige Verbindungen ein, sind dort von ausgesparten Papierflächen und -stegen luftig durchbrochen. Die Stadtlandschaft und Ansicht der Stadt Forio auf Ischia mit den angedeuteten Kuben und Dächerformen der Häuser wird in einem abstrahierten Formengewebe auf das Papier gebannt, wobei die Atmosphäre des erlebten Augenblicks eine Steigerung zu erfahren scheint.
Eduard Bargheer
Landschaft mit Schlucht
1959
Aquarell auf Bütten
31 x 48,4 cm
Wie sehr Eduard Bargheer von der Natur stimuliert wird, beweist unser vielschichtiges Blatt. Bargheer ist bereits seit den 1950er Jahren zum sog. "reifen" Stil gelangt und stellt im Jahr der Entstehung unseres Aquarells zum zweiten Mal auf der documenta in Kassel aus.
Dem Titel entsprechend greift er das Phänomen der Räumlichkeit in dieser Arbeit zwar auf, doch ist dem Künstler wie in all seinen Aquarellen mehr an der flächenhaften Struktur des Bildes gelegen. Die Dimensionen von Raum, Gegenstand und Licht schmelzen in einem kohärenten Zusammenspiel aus luftigen Farbfeldern, Mustern und Strichbahnen zusammen. Motive können sich nur leicht erahnen lassen, wage Assoziationen werden beim Betrachter entfacht. Doch die zarten, flüssig aufgetragenen Wasserfarben befreien und lösen das Gedachte wieder auf. Bargheer schenkt uns seinen lyrischen Blick auf die tatsächlich gesehene Landschaft mit einer "Schlucht", bereichert um eine metaphysische Dimension.
Eduard Bargheer
Erwachender Frühling
1955
Aquarell auf leicht strukturiertem Bütten
22,4 x 32,4 cm
Eduard Bargheer ist für seine gewebeartig strukturierten Aquarelle der 1950er Jahre bekannt. In der abstrahierenden Bildgestaltung werden elementare Formzeichen zu Symbolen einer gesehenen und reflektierten Wirklichkeit. Auf diese Art und Weise soll das formale Beziehungsgeflecht der Gegenstandswelt sichtbar werden. Im Entstehungsjahr dieser Arbeit, 1955, ist Bargheer aufgrund seiner Bedeutung für die Balance zwischen Abstraktion und Gegenständichkeit Teilnehmer der "documenta 1" in Kassel. Unsere Arbeit, die gänzlich ohne Bleistiftvorzeichnung auskommt, ist ein wunderbares Beispiel für diese Kunst und jene Gratwanderung.
Die exotischen Pflanzen verkörpern geradezu symbolisch den "erwachenden Frühling" seiner geliebten Insel Ischia und verdeutlichen einmal mehr, wie sehr sich der Maler der südlichen Atmosphäre des Mediterranen hingibt.