Ruhende Pferde
Reitergruppe und Frauenakt (Arkadische Gruppe in Landschaft)
Tierlegende

Franz Marc

Ruhende Pferde

1911/12
Farbholzschnitt in Blau, Grün und Schwarz auf dünnem imitierten Japan
16,8 x 22,9 cm


Ab dem Winter 1911/12 beschäftigt sich Franz Marc auf Anregung Wassily Kandinskys mit dem Holzschnitt. Und was liegt näher, als sich diesem neuen Medium über ein mit Pinsel und Feder bereits erprobtes Motiv zu nähern: dem Pferd! Ein in Tusche gezeichnetes „Liegendes Pferdchen“ von 1911 bereitet die Komposition vor, bis er vier „Ruhende Pferde“ in Holz schneidet und in drei Farben – Schwarz, Blau und Grün – druckt. Doch im Gegensatz zu dem Skizzenbuchblatt, das sich mit runden, weichen, kompakten Formen auf das Tier konzentriert, bedingt der Holzschnitt eine gewisse Kantigkeit in Kontur und Binnenstruktur, die den „Ruhenden Pferden“ etwas Erhabenes verleiht. Marc rückt die Tiere eng zusammen und läßt sie zu einer kompositorischen Einheit verschmelzen, wie er es bereits im Skizzenbuch mit der Einbindung des Pferdes in die umgebende Natur angelegt hat. Die Technik des Holzschneidens ermöglicht dem Künstler nun, den Bildraum ganz neu zu erfassen und ein intensives Zusammenspiel von flächigen und linearen Elementen, von Farbe und Form zu erwirken. Durch die monotypieartige Einfärbung des Druckstocks erscheinen, fast wie mit dem Pinsel gemalt, unsere „Ruhenden Pferde“ in harmonischer Eintracht. Die Darstellung erhält dadurch eine Monumentalität, die auch den Künstler überzeugt haben muß. So folgen auf diese erste Arbeit in der neuen Technik – heute eines der bedeutendsten und gefragtesten Blätter im Oeuvre Marcs – 21 weitere Holzschnitte.

Franz Marc

Reitergruppe und Frauenakt (Arkadische Gruppe in Landschaft)

1910/11
Bleistift und schwarze Kreide auf Maschinenbütten (aus dem Skizzenbuch XXIII, S. 24)
17,9 x 11,2 cm


Bereits seit 1907 ist das Schaffen von Franz Marc von der Beschäftigung mit Tiermotiven geprägt. Im Skizzenbuch XXIII, aus dem dieses Blatt stammt, wird das Sujet durch Akte in arkadisch anmutenden Landschaften bereichert. Zahlreiche brillante Zeichnungen wie unsere manifestieren diese Entwicklung und zeigen, daß Marc um 1910/11 die Verbundenheit zwischen Tier und Mensch in den Fokus seines künstlerischen Interesses rückt.
Stilistisch zeigt sich bereits die Befreiung vom Naturalismus, Formen lösen sich langsam auf und Marcs Strichführung besitzt eine eigengesetzliche, lebhafte Dynamik.

Franz Marc

Tierlegende

1912
Holzschnitt auf imitiertem Japan
20 x 24 cm


Unser Blatt "Tierlegende", das etwas vom symbolträchtigen Marc’schen Bilderkanon abweicht, hat in seinem Detailreichtum eine starke erzählerische Kraft. Der Künstler arbeitet hier mit dem konsequenten Kontrastwert von Schwarz-Weiß, den der Holzschnitt bietet, und webt Tierdarstellung und umgebende Natur so ineinander, daß unser Abzug auf den ersten Blick abstrakten Gebilden gleicht, die sich erst durch intensives Schauen erschließen. Und der genaue Betrachter wird sogleich belohnt: finden sich hier nicht nur ein kontemplativ versunkener Steinbock, sondern auch Kleintiere, die sich dem Gebirgsbewohner zuwenden.

Über Franz Marc

Geboren: 1880 in München
Gestorben: 1916 bei Verdun

Franz Marc wird am 8. Februar 1880 in München geboren. Nach dem Abitur immatrikuliert er sich zunächst für ein Philosophiestudium an der Ludwig-Maximilian-Universität München, dass er wegen einer einjährigen Grundausbildung beim Militär, währenddessen Marc das Reiten lernt, nicht antreten sollte. Direkt im Anschluss wechselt er an die Münchner Kunstakademie, an der vor ihm schon sein Vater Malerei studierte. In den folgenden Jahren sind es vor allem die französischen Impressionisten, deren Arbeiten er erstmalig während einer Reise nach Paris 1903 kennenlernt, die Marcs Stil entscheidend verändern sollten. Auf einer weiteren Reise nach Paris im Jahr 1907 gerät der Künstler unter den Einfluss von Paul Cezanne, Paul Gauguin und Vincent van Gogh, für die er sich ausnehmend begeistert. Fortan entstehen Landschaftsmotive und Darstellungen von Tieranatomien, wobei Tiere nunmehr zu seinen Hauptmotiven dieser Zeit gehören. Die Suche nach einem geeigneten Stil führt ihn auf immer größere Formvereinfachungen, die Farbe wird zu einem bedeutenden Ausdrucksmittel. 1910 begegnet ihm August Macke, und beim Besuch einer Ausstellung der „Neuen Künstlervereinigung“ lernt er Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky und Gabriele Münter kennen. Marcs Stil wechselt zu einer expressiven, starken Farbigkeit, das Gegenständliche immer mehr vernachlässigend. Im Dezember 1911 wird die erste Ausstellung der Redaktion „Der Blaue Reiter“, dessen Mitglied Marc ist, in der Galerie Thannhauser in München eröffnet. Franz Marcs prominente Bilder „Die gelbe Kuh“, „Hocken im Schnee“ und andere entstehen. 1912 publiziert Marc zusammen mit Kandinsky den Künstleralmanach „Der Blaue Reiter“. In dieser Zeit reist er mit Macke nach Paris, wo sie auf Robert Delaunay treffen. Unter Delaunays Einfluß und dem der italienischen Futuristen entwickelt er in seinen Werken starke kubistische und kubofuturistische Bezüge. 1914 siedelt Marc nach Ried bei Benediktbeuern. Dort malt er seine letzten großen Gemälde, die etwas Sinnbildliches, Überzeitliches innehaben, etwa „Rehe im Wald II“. Marc befreit sich vom Naturalismus, die Formen lösen sich langsam auf, und die Gestaltung entwickelt eine eigengesetzliche Dynamik. Am 4. März 1916 fällt Franz Marc in der Nähe von Verdun im Krieg, getroffen von einem Granatenschuss.