Straßenszene mit roten Ballons
Gebirgslandschaft (Spanien)

Franz Radziwill

Straßenszene mit roten Ballons

Um 1920
Aquarell, Gouache und Tuschfeder auf Velin (aus einem Skizzenbuch), am linken Rand perforiert
49,5 x 36,4 cm


Unsere Papierarbeit ist einst Teil der Sammlung Paul und Martha Rauert, die zu den fraglos bedeutendsten Sammlerpersönlichkeiten gehören, die sich auf die Kunst des deutschen Expressionismus fokussiert haben. Das Blatt „Straßenszene mit roten Ballons“ dokumentiert eindrucksvoll Radziwills anfängliche expressionistische Stilphase und die herausragenden malerischen Fertigkeiten des Künstlers. Die Kunst des Surrealismus und der Neuen Sachlichkeit sind Konstanten seiner Arbeit und spiegeln sich auch in unserem Aquarell wider. Angeschnittene Häuserfassenden links und rechts mit schwarz gelassenen Fensteröffnungen rahmen einen tiefrot gefärbten Straßenzug mit u.a. zwei maskierten, clownesken Figuren sowie zwei Männergestalten, die typischerweise gesichtslos mit ihren Händen in den Anzugtaschen direkt den Blick des Betrachters konfrontieren. Im Hintergrund setzen dunkle Wolken sowie vier übergroße schwarze Telegraphenmasten einen Begleitakkord für eine mögliche herannahende Bedrohung – und mittendrin am Himmel steigen drei rote Ballons auf. Beides, die Ballons und die Masten, werden zur Metapher für die Verheißungen und die Unwägbarkeiten der Moderne und ihre technischen Neuerungen.
Radziwill zeigt hier sein malerisches Können, seine strömende Phantasie und Eigensinnigkeit sowie seinen kritischen Blick auf das Verhalten der Menschen und ihr Verhältnis zur Natur. Gerade diese Werkgruppe der frühen expressionistischen Zeichnungen erleidet zwischen 1937 und 1945 Verluste. Und auch das macht unser charakterstarkes Blatt zu einer kostbaren Rarität.

Franz Radziwill

Gebirgslandschaft (Spanien)

1938
Aquarell und Tusche auf leichtem Karton (Postkarte)
10,5 x 14,9 cm


Radziwill schreibt: ‚Dangast, d. 21. Dez. 1938. Liebe Hasslers! Wir wünschen Ihnen eine frohe Weihnacht und ein gutes neues Jahr. Ihr Franz Radziwill u Frau’
Unser Weihnachtsgruß an den Chemiker Franz Hassler, ein passives Mitglied der "Brücke", zeigt nicht nur die Wertigkeit seiner Postkarten, sondern auch die stimmungsvolle Naturaufnahme eines Künstlers, dessen ambivalentes Oeuvre immer neue Seherfahrungen bietet.

Über Franz Radziwill

Geboren: 1895 in Strohausen
Gestorben: 1983 in Wilhelmshaven