Meditation (1934 N. 249)
Meditation (April 1936 N. 7)
Kopf (Blatt 7 der 4. Bauhaus-Mappe)

Alexej von Jawlensky

Meditation (1934 N. 249)

1934
Öl auf leinenstrukturiertem Papier, auf Karton aufgezogen
16 x 12,2 cm


Von den expressionistischen Anfängen bis zum Spätwerk beschäftigt sich Alexej von Jawlensky bevorzugt mit dem menschlichen Antlitz. Bereits siebzigjährig und seit Jahren an Arthritis erkrankt, beginnt er 1934 mit der letzten großen Serie der „Meditationen“. Dieser unverwechselbare Bildtypus gilt als Höhepunkt seines Œuvres, denn in diesen kleinformatigen und doch monumentalen Arbeiten erreicht die Abstraktion des anonymisierten Portraits ihre höchste Steigerung.
Auch in unserer „Meditation“ von 1934 wird das jeder Individualität entbehrende Antlitz zum reinen Abbild. In seiner flächigen Reduzierung, seiner Symmetrie und Frontalität ist es zur Ikone stilisiert und deutet damit auf seine Wurzeln in der russischen Kunst hin. Die variierenden, jedoch stets vom gleichen Grundtypus ausgehenden „Meditationen“ sind Metaphern und Ausdruck von Jawlenskys Glaube und spirituellem Bewußtsein. Er sucht durch die Wiederholung einen meditativen Zustand zu erreichen, in dem sein körperlicher Schmerz und die ihn umgebende Welt durch Kontemplation, Versenkung und innere Reflexion zu verschwinden scheint.

Unsere Arbeit mit ihren starken Hell-Dunkel- und Kalt-Warm-Kontrasten sowie einer deutlich helleren, intensiv strahlenden Farbpalette aus Gelb-Orangenuancen und Violetttönen, zeigt eine deutlich spürbare emotionale Ausdrucksstärke. Die Fülle ganz unterschiedlicher bunter, „schöner und goldiger“ Töne wählt Jawlensky ganz bewußt, denn er widmet diese Meditation seiner engen Freundin Lisa Kümmel – das seien „ihre“ Farben.
Diese voller Leben und positiver Energie steckende Arbeit beweist einmal mehr die ungebrochene Schaffenskraft eines Mannes, für den das Ende seiner schöpferischen Arbeit undenkbar ist und für den das Komponieren immer neuer Farbmelodien die Quelle seines ungeheuren Lebenswillens darstellt.

Alexej von Jawlensky

Meditation (April 1936 N. 7)

1936
Öl auf leinenstrukturiertem Papier, auf Karton aufgezogen
18 x 12,4 cm


Von den expressionistischen Anfängen bis zum Spätwerk beschäftigt sich Alexej von Jawlensky bevorzugt mit dem menschlichen Antlitz. Bereits siebzigjährig und seit Jahren an Arthritis erkrankt, beginnt er 1934 mit der letzten großen Serie der „Meditationen“. Dieser unverwechselbare Bildtypus gilt als Höhepunkt seines Œuvres, denn in diesen kleinformatigen und doch monumentalen Arbeiten erreicht die Abstraktion des anonymisierten Portraits ihre höchste Steigerung.
In dieser "Meditation" wird das jeder Individualität entbehrende Antlitz zum reinen Abbild. In seiner flächigen Reduzierung, seiner Symmetrie und Frontalität ist es zur Ikone stilisiert und deutet damit auf seine Wurzeln in der russischen Kunst hin. Die variierenden, jedoch stets vom gleichen Grundtypus ausgehenden „Meditationen“ wie diese sind Metaphern und Ausdruck von Jawlenskys Glaube und spirituellem Bewußtsein. Er sucht durch die Wiederholung einen meditativen Zustand zu erreichen, in dem sein körperlicher Schmerz und die ihn umgebende Welt durch Kontemplation, Versenkung und innere Reflexion zu verschwinden scheint.

Unsere „Meditation“ von 1936 weist ein besonders attraktives Farbzusammenspiel auf, denn neben den dunklen schwarzen Farbbalken des angedeuteten Gesichts schimmern warme, bunte Farben in den dazwischen liegenden Partien hindurch, die die ganze Komposition durchleuchten und mit einem geradezu magischen, mystischen Klang versehen. Verso versieht der Künstler die Meditation mit dem höchsten Gütesiegel 'I. A.', ein Merkmal höchster Qualität, denn der Künstler zählt diese Werke zu den wichtigsten. Zudem widmet und schenkt es der Künstler seiner engen Freundin und Assistentin im Atelier, Lisa Kümmel.

Die in den Jahren 1934 bis 1937 entstandene Serie der Meditationen charakterisiert Armin Zweite mit sensibler Beobachtung wie folgt: 'Über Hunderte von Arbeiten hin variieren schwere Balken in tiefem Schwarz das griechische Kreuz, das auf der waagrechten Markierung des Mundes ruht und oben durch die stirnbegrenzenden Brauen überfangen wird. Aufgrund der parallelen Pinselspuren gewinnen die dazwischen liegenden Flächen eine eigene Struktur. Die transparenten Streifen überlappen sich nämlich an den Rändern und bilden oft schmale opake Zonen verdickter Farbe aus, so dass nachtdunkle Komponenten und durchscheinende Bereiche zu gestalthafter Einheit verschmelzen.‘

Alexej von Jawlensky

Kopf (Blatt 7 der 4. Bauhaus-Mappe)

1921
Lithographie auf Japan
17,8 x 12,3 cm


Unserer Lithographie ist als Blatt 7 (von 11) Teil der 4. Bauhaus-Mappe „Neue Europäische Grafik italienischer und russischer Künstler“, die 1923 vom Staatlichen Bauhaus in Weimar in insgesamt 110 Exemplaren herausgegeben wird (=Bauhaus-Drucke Neue Europäische Graphik, Vierte Mappe: Italienische und russische Künstler, Potsdam 1923).

Unser Blatt gehört zu den seltenen Exemplaren Nr. 1-10 auf Japan – die restlichen Exemlare Nr. 11-110 sind auf glattem, leicht gelblichem Papier gedruckt.

Im Schweizer Exil beginnt er 1917 den Zyklus der „Mystischen Köpfe“, es folgen die „Heilandsgesichter“ und die „Abstrakten Köpfe“, jene Reihe, zu der auch unsere 1921 entstandene Lithographie gehört. Das menschliche Gesicht, en face dargestellt, bricht der Künstler hier auf die wichtigsten Grundelemente und ein zartes, aber ungeheuer präzises Liniengerüst herunter und erreicht – auch durch den nach innen gewandten Blick hinter geschlossenen Lidern – ein faszinierendes spirituelles Bild. Jawlensky ist nicht auf der Suche nach Möglichkeiten der Abbildung eines menschlichen Gegenübers, vielmehr interessiert ihn der Ausdruck des Geistigen. „Ich habe viele Jahre Gesichte gemalt. Ich saß in meinem Atelier und malte, und mir war die Natur als Souffleur nicht notwendig. Mir war genug, wenn ich mich selbst vertiefte, betete und meine Seele vorbereitete in einen religiösen Zustand. Die Gesichte sind sehr vollkommen in der Technik und strahlen große Geistigkeit aus.“

Über Alexej von Jawlensky

Geboren: 1864 in Torschok
Gestorben: 1941 in Wiesbaden

Im verhältnismäßig späten Alter von 25 Jahren beginnt Alexej von Jawlensky 1889 als ehemaliger Offizier der Militärhochschule mit seiner künstlerischen Ausbildung in St. Petersburg. Er studiert bei Ilja Repin und lernt Marianne von Werefkin sowie Helene Nesnakomoff, seine spätere Frau, kennen. Mit beiden siedelt er 1896 nach München über, um eine private Kunstschule zu besuchen. Hier begegnet er Wassily Kandinsky, mit dem sich eine intensive Freundschaft entwickelt. Der Künstler unternimmt zahlreiche Reisen nach Frankreich und stellt 1905 im „Salon d'autonomne“ 10 Gemälde aus. In Paris lernt Jawlensky auch Henri Matisse kennen, dessen Bilder im Stil des Fauvismus sein Schaffen zeitlebens beeinflussen. 1908 arbeitet er mit Kandinsky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münter erstmals zusammen in Murnau. Hier entsteht auch die Idee zur Gründung der „Neuen Künstlervereinigung München“, zu der sich die vier Maler und andere Münchner Künstler 1909 zusammenschließen. 1911 wird der ‚Blaue Reiter’ als neue große Idee einer künstlerischen Zusammenarbeit ins Leben gerufen. 1913 nimmt Jawlensky am Ersten Deutschen Herbstsalon Herwarth Waldens in Berlin teil. Aufgrund des Ersten Weltkriegs siedelt er mit seiner Familie und Marianne von Werefkin an den Genfer See über, wo er 1918 mit seinen abstrakten Köpfen beginnt. 1921 lässt sich Jawlensky, unterstützt durch die Galeristin Hanna Bekker vom Rath, in Wiesbaden nieder. Eine schwere Arthritis-Erkrankung und eine Lähmung behindern den Maler seitdem. 1924 kommt es zur Gründung der Gruppe „Die Blauen Vier“ unter Mitwirkung von Kandinsky, Klee, Jawlensky und Feininger. 1933 wird Jawlensky von den Nationalsozialisten mit einem Ausstellungsverbot belegt. Im Jahr darauf beginnt er mit der Reihe der kleinformatigen „Meditationen“ – diese stillen, vergeistigten und mystischen Bilder des menschlichen Antlitzes sowie die expressionistisch verwendeten, symbolhaft-leuchtenden Farben sind kennzeichnend für sein Schaffen. 1937 werden 72 seiner Werke als ‚entartet’ beschlagnahmt. 1941 stirbt Jawlensky in Wiesbaden.